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Delir

Ein Delirium oder Delir (lat. delirare = irre sein, verrückt sein), auch metabolische Enzephalopathie, ist ein Syndrom mit Bewusstseins-Eintrübung und gehört zu den Akut-organischen Psychosyndromen. Es kann eine typische Reaktion auf eine akute Allgemein-, Infektions- oder Hirnerkrankung sein, aber auch ein Entzugs-Symptom bei einer Suchterkrankung. Da sich der delirante Zustand lebensbedrohlich zuspitzen kann, muss ärztliche Hilfe hinzugezogen werden. Ein Delir kann aber auch während des Sterbeprozesses auftreten; in diesem Falle sind eventuelle Interventionen zu überdenken.

Im Unterschied zu länger Anhaltens psychiatrischen Störungen gilt heute ein Delir als relativ kurzer und vorübergehender Zustand (im Bereich von ein bis mehrere Stunden).

Ursachen[]

  • Flüssigkeitsmangel (Dehydration), Mangelernährung (Malnutrition)
  • Fieber
  • Unterzuckerung (Hypoglykämie)
  • Entzug bei Alkoholkrankheit bzw. Medikamenten- oder Opiatmissbrauch
  • Infektionen, Sepsis
  • Schock
  • Hormonstörung (Hyper-/ Hypothyreose)
  • hirntraumatisch bedingt (Kontusion, subdurales Hämatom), Hirnmetastasen
  • Enzephalitis (durch HIV oder Herpes-simplex-Viren) oder bakterielle Meningitis; Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
  • degenerative neurologische Erkrankungen wie Alzheimer
  • Überdosierung von Medikamenten (z.B. Digitalis, Lithium, Theophyllin)
  • nach Narkose (z.B. postoperativ)
  • Intoxikation (Vergiftung) z.B. mit Tollkirsche, Pilzen oder organischen Lösemitteln
  • Organversagen (Leber, Niere, Herz)
  • panische Angst

Symptome[]

  • Zunächst beginnt das Delir mit Unruhe, Gereiztheit und Schlafstörungen.
  • Die Aufmerksamkeit ist vermindert, das Reaktionsvermögen ist geringer bei erhöhter Schreckhaftigkeit.
  • Der Kranke wirkt plötzlich verwirrt, spricht unzusammenhängend und manchmal ununterbrochen; er ist von angstvoller Unruhe erfüllt.
  • Die Bewußtseinstrübung geht einher mit Desorientiertheit zunächst hinsichtlich der Zeit, später auch in Bezug auf Ort und Person.
  • Ein verstärkter Bewegungsdrang (Agitiertheit) ist beim hyperaktiven Delir zu beobachten, dabei gehen die Bewegungen häufig ins Leere, durch unkontrollierte Bewegungen oder Drang zum wiederholten Aufstehen besteht die Gefahr der Selbstverletzung ; bei der hypoaktiven Form wirkt der Patient eher lethargisch, ruhig und teilnahmslos. Die hyper- und hypoaktive Form kann im unvorhersehbaren Wechsel auftreten (Mischform).
  • Gedächtnis-/Denkstörungen (zerfahrenes Denken)
  • optische Halluzinationen = Wahrnehmungen ohne äussere Sinnesreize (kleine Tiere wie Mäuse oder Spinnen werden gesehen)
  • Illusionen = Wahrnehmungstäuschungen in Form einer Umdeutung von Sinneseindrücken
  • wahnhafte Ideen

Es können geichzeitig körperliche Symptome wie Tremor oder Krämpfe auftreten.

Pflegerische Maßnahmen[]

Prävention[]

Einem Delir kann oft durch bestimmte Maßnahmen vorgebeugt werden, z.B. durch ausgewogene Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr, kontrollierte Medikamentenanwendung, regelmäßige Mobilisation, Verzicht auf freiheitsentziehende Maßnahmen; bei Diabetikern durch engmaschige Blutzuckerkontrollen, etc.

Beobachtung[]

Das Erkennen eines beginnenden Delirs durch Anwendung des Delir Observation Screening oder Mini Mental Status und frühzeitige Einleitung geeigneter Therapiemaßnahmen nach Anordnung durch den hinzugezogenen Arzt (z.B. Medikamentengabe bzw. –reduktion oder –entzug). Bei schwerem Delir muss eine intensivmedizinische Behandlung erfolgen, da die Gefahr eines kardiovaskulären Kollapses besteht oder wenn bei alkoholbedingtem Entzugs-Delir eine intravenöse Verabreichung von Distraneurin indiziert ist.


Umgang (Beruhigende Maßnahmen)[]

Bei leichteren Formen oder wenn das Delir im Rahmen des Sterbeprozesses auftritt, ist eine freundliche, ruhige und übersichtliche Umgebung mit enger persönlicher Betreuung hilfreich. Psychopharmaka (wie Distraneurin oder Haloperidol) können dem Patienten "den Kampf abnehmen" (Dörner et al.), sollten aber auf das umumgängliche Minimum beschränkt werden. Fixierungen und andere freiheitsentziehende Maßnahmen sind nach Möglichkeit zu vermeiden, denn sie verstärken häufig die Symptomatik wie Angst und Unruhe. Angehörige bedürfen in dieser Situation besonderer Unterstützung im Sinne von Information und Zugewandtheit.

Literatur[]

  • Wojnar, Jan (2004): Verwirrtheit/Delir. In: Student, Johann-Christoph (Hrsg.): Sterben, Tod und Trauer, Freiburg & Basel u. a., S. 242
  • Klaus Dörner, Ursula Plog, Christine Teller, Frank Wendt: Irren ist menschlich - Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie, Psychiatrie-Verlag Bonn, 3. Auflage 2007
  • Jörg Braun, Arno J. Dormann: Klinikleitfaden Innere Medizin, Urban&Fischer München, 10. Auflage 2006

Weblink[]

siehe auch[]


  • bei Wikipedia den Artikel Delir


früher / veralteter Ausdruck: Durchgangssyndrom

Postoperatives Delir[]

  • Kratz Torsten, Manuel Heinrich, Eckehard Schlauß, Albert Diefenbacher: Prävention des postoperativen Delirs, Deutsches Ärzteblatt, Jg. 112, Heft 17, 24. April 2015, S. 289–296 (Originalarbeit). (z B dieser Link)


Andere Medien, Weblinks[]

Ältere Literatur[]

  • Klaus Dörner, Ursula Plog, Christine Teller, Frank Wendt: Irren ist menschlich - Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie, Psychiatrie-Verlag Bonn, 3. Auflage 2007
  • Jörg Braun, Arno J. Dormann: Klinikleitfaden Innere Medizin, Urban&Fischer München, 10. Auflage 2006
  • Jan Wojnar, Jan (2004): Verwirrtheit/Delir. In: Johann-Christoph Student (Hrsg.): Sterben, Tod und Trauer. Freiburg & Basel; u. a. S. 242

nicht verwechseln ![]

  • nicht generell verwechseln mit dem Alkoholentzugsdelir; siehe bei alkoholismus

dazu Bilder[]


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